Der Biologie-Leistungskurs der IGS bekam von der Universität Bremen Informationen über ein Fake-Produkt, dass von den Schülerinnen und Schülern auf ihre naturwissenschaftlichen Inhalte hin überprüft werden sollte. Das Ziel war es, den kritischen Umgang mit naturwissenschaftlichen Informationen in sozialen Medien zu erlernen.
Nachrichten auf Richtigkeit zu prüfen wird im digitalen Zeitalter zu einer immer komplexeren Herausforderung. Wurde sich früher primär aus Zeitungen, Radio und dem Fernsehen informiert, so bekommen heute auch immer mehr die sozialen Medien Aufmerksamkeit, in denen nicht nur Expertinnen und Experten Informationen verbreiten können. Insbesondere Trendprodukte werden dann von Influencern beworben und deren Follower nehmen die Informationen oft unkritisch auf.
Genau an diese Stelle setzt eine Unterrichtseinheit zum Thema „Leistungssteigerndes Mineralwasser“ der Universität Bremen an, die von der Akademischen Rätin Dr. Nadja Belova im Leistungskurs Biologie von Dr. Marc Stuckey an der IGS erprobt wurde und die Bewertungskompetenz der Schülerinnen und Schüler steigern sollte. Es geht darum, zu erkennen, welche naturwissenschaftsbasierten Strategien in sozialen Medien genutzt werden, um ein Produkt oder eine Information glaubwürdiger erscheinen zu lassen und so gegebenenfalls Verbraucherinnen und Verbraucher zu manipulieren. Die Einheit wurde von Dr. Moritz Krause und Dr. Nadja Belova im Rahmen des von der Joachim-Herz-Stiftung geförderten Projekts „LSC:digital – Lehrerbildung, Schulpraxis, Curriculumentwicklung: ein vernetzter, multiperspektivischer Ansatz zu digitalen Medien im NW-Unterricht“ entwickelt und an der IGS erprobt.
„In der Einheit geht es um ein fiktives Produkt, hier Mineralwasser, welches eine erhöhte Menge an gelösten Mineralien enthält und was beim Verzehr nochmal eine besondere Leistungssteigerung hervorrufen soll“, berichtet Dr. Belova. Alles wirkt sehr authentisch – eigener Markenname, Instagram-Profil und auf dem Pult stehen Wasserflaschen der Firma HIQO. Auch die Codierung für die Pfandrückgabe ist aufgedruckt. Zunächst sichten die Schülerinnen und Schüler mit ihren mobilen Endgeräten im Unterricht das Instagram-Profil und sammeln, was ihnen hieran gefällt und was optimiert werden kann. Das Instagram-Profil von HIQO präsentiert sich sehr „echt“. „Es gibt unterschiedliche Kommentare und Umfragen, die das Mineralwasser als neues Lifestyle-Produkt erscheinen lassen“, erzählt Dr. Stuckey, Lehrer des Biologie-Leistungskurses.
Die Schülerinnen und Schüler prüfen die Profilseite sehr genau und mehr und mehr erkennen sie, dass es Ungereimtheiten gibt. „Es heißt, dass 92% der Stichprobe einer Studie mit dem Mineralwasser ihre Leistung steigern konnten. Es bleibt aber völlig unklar, wie viele Personen an der Studie teilgenommen haben und wie die Leistungssteigerung gemessen wurde“ hinterfragt Justus den Inhalt. Johannes ergänzt, dass eine Leistungssteigerung wohl eher eine subjektive Wahrnehmung sein könnte. Auch die Inhalte auf dem Instagram-Profil sind alle sehr positiv und innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums geschrieben worden. Nach weiterer Recherche erkennen die Schülerinnen und Schüler, dass auch die Herstelleradresse die einer Werbefirma ist – und nicht die eines Mineralwasserabfüllers.
„Viele Produkte, die auf den Markt bekommen, werden gerne mit einem großen Hype versehen und auf unterschiedliche Weise werden diese beworben. Immer häufiger werden pseudo-wissenschaftliche Studien herangezogen, die gar keinem wissenschaftlichen Standard entsprechen“, berichtet Dr. Belova.
„Dass wir einen vertieften Einblick dahingehend bekommen, wie schnell man selbst zunächst ein Produkt als gut einordnet, ehe man erkennt, dass da sowohl Fehlinformationen als auch unwissenschaftliche Studien vorliegen, war wirklich prima“, resümierte Sanja.
Beitrag von Marc Stuckey